Afrikanische Schweinepest in Brandenburg

Seuchenfall kann auch Auswirkungen auf den Kreis Borken haben

KREIS BORKEN. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Deutschland erreicht. Bei einem verwendeten Wildschwein in Brandenburg nahe der polnischen Grenze wurde diese für Wild- wie Hausschweine in der Regel tödlich endende Tierseuche nachgewiesen. „Bislang handelt es sich nur um ein Geschehen über 600 km vom Westmünsterland entfernt“, konstatiert Landrat Dr. Kai Zwicker. Allerdings sei die Kreisverwaltung Borken darauf vorbereitet, sofort auf ein Seuchengeschehen im hiesigen Raum reagieren zu können. Das bestätigte sich heute (10.09.2020) bei einer Besprechung, zu der er vorsorglich Kreisordnungsdezernentin Dr. Elisabeth Schwenzow, Kreis-Chefveterinär Dr. Manfred Ulrich sowie die leitenden Fachleute des Fachbereichs Tiere und Lebensmittel der Kreisverwaltung eingeladen hatte. Im Kreis Borken gibt es derzeit 1.372 schweinehaltende Betriebe mit insgesamt rund 1,12 Mio. Schweinen. Mögliche Exportbeschränkungen schon aufgrund des ASP-Nachweises in Brandenburg würden die heimische Landwirtschaft also hart treffen.

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Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken, Ludger Schulze Beiering, ist besorgt. „Aufgrund nun zu befürchtender internationaler Handelshemmnisse für deutsches Schweinefleisch sind die schweinehaltenden Betriebe im Westmünsterland alarmiert. Der ASP-Seuchenfall schwebt seit Jahren wie ein Damoklesschwert über unserer Schweinehaltung. Es kommt uns nun hoffentlich zugute, dass in der Zwischenzeit verschiedene gesetzliche Voraussetzungen geschaffen sowie Maßnahmen vorbereitet und erprobt wurden, um die Herausforderung zu meisten. Als Interessenvertreter und selbst auch als Schweinehalter erwarte ich nun von Politik und Verwaltung die entschiedene Umsetzung der erarbeiteten Krisenpläne, um dadurch die unvermeidlichen wirtschaftlichen Folgen zu begrenzen.“

Anders als bei der Klassischen Schweinepest, die in der ersten Jahreshälfte 2006 im Kreis Borken grassierte und bei der hier damals 92.000 Schweine in 185 Betrieben vorsorglich „gekeult“ werden mussten, gibt es bei der ASP weder Impfung noch Therapie. Infizierte Schweine verenden in der Regel. Das Virus ist widerstandsfähig und lange ansteckend. In Rohwurst, Schinken und Gefrierfleisch kann sich der Erreger Monate bis sogar Jahre halten. Wenn Wildschweine diese fressen, stecken sie sich an.

Landrat Dr. Kai Zwicker geht davon aus, dass die zuständigen Behörden in Brandenburg alles daransetzen werden, eine Ausbreitung zu verhindern. Zudem wappnen sich auch die Behörden in NRW. Ein auf Initiative des Kreises Borken schon seit längerem vorgesehenes Gespräch der Münsterlandkreise mit Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser und ihrem Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann vom Landwirtschaftsministerium in der kommenden Woche wird der Landrat dazu nutzen, sich hinsichtlich des weiteren Vorgehens abzustimmen.

Ihm sind zudem zwei Informationen besonders wichtig. Zum einen sei die ASP für Menschen und andere Haustiere ungefährlich. „Der Erreger ist nicht auf Menschen übertragbar. Der Verzehr von Schweinefleisch und daraus hergestellter Produkte ist daher unbedenklich“, so Zwicker. Zum zweiten gelte: Weil es sich bei der ASP um eine hochansteckende Virusinfektion handelt, die Haus- und Wildschweine befällt, appelliere er eindringlich an die heimische Jägerschaft, von Jagdfahrten in die neuen Bundesländer, insbesondere nach Brandenburg, abzusehen. „Auf keinen Fall dürfen dort erlegte Wildschweine oder daraus hergestellte Fleischerzeugnisse ins Westmünsterland mitgenommen werden“, betont der Landrat. (pd/kre)

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