VREDEN. 2021 ist für das Judentum in Deutschland ein Jubiläumsjahr: 321 n. Chr. sprach der römische Kaiser Konstantin in Köln eine öffentliche Erklärung aus, die es jüdischen Menschen erlaubte, öffentliche Ämter zu bekleiden und in der Verwaltung zu arbeiten. Dies gilt als der älteste Beleg für die Existenz jüdischer Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Aus diesem Anlass, der nun genau 1.700 Jahre zurückliegt, hat sich das kult Westmünsterland in Vreden auf die Suche nach Geschichten rund um das Judentum im Kreis Borken gemacht. Mit einer Art Schaufenster-Kabinett reiht sich das kulturhistorische Zentrum in Vreden damit in das bundesweite Themenjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein. Die noch bis Mitte April in Vitrinen ausgestellten Quellen zeigen zum Beispiel, welche Schicksale Juden auch im Kreis Borken erlebt haben, welche Erinnerungskultur es gibt und wo in der Region heute noch Gebetshäuser stehen.
„Jüdinnen und Juden wohnen seit dem Mittelalter auf dem Gebiet des heutigen Kreises Borken“, weiß Corinna Endlich, Leiterin des kult. „Als Belege hierfür stellen wir unter anderem Verzeichnisse mit Namen wahlberechtigter Juden aus, die zu der Zeit für die Synagogenvorstände im Kreisgebiet zur Wahl standen“, berichtet sie. Stimmzettel mit unterschiedlichen Handschriften geben der Präsentation dabei eine sehr persönliche Note, ergänzt sie. Die Ausstellung beleuchtet vor allem private Schicksale. „Originalakten geben Einblicke in Ausgrenzung und Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger“, erläutert Renate Volks-Kuhlmann, Archivarin im kult Westmünsterland. „Die Aufzeichnungen erzählen aber zum Beispiel auch vom Entkommen und einer erfolgreichen Flucht“, fügt sie hinzu.
Welches umfangreiche Wissen das kult vorhält, ist in einer Vitrine mit zahlreichen Büchern rund um das Judentum in Westfalen und jüdischen Orten im Kreisgebiet zu sehen. „Das alles gehört zum kulturellen Erbe des westlichen Münsterlands“, betont Corinna Endlich. „Wir freuen uns immer, wenn Interessierte im kult selbst wissenschaftlich tätig werden“, hebt sie hervor und ergänzt: „Wir rufen in diesem Zusammenhang wieder dazu auf, sich mit der Geschichte der Region auseinanderzusetzen und hierfür auch die Quellen unserer Kultureinrichtung zu nutzen.“ Nach Anmeldung unter Tel. 02861/681-4289 ist das Arbeiten in der kult-Bibliothek und dem Archiv, Kirchplatz 14 in Vreden, von Dienstag bis Freitag zwischen 11 und 15 Uhr möglich. (pd)