Schnapsideen

HALLO-Redakteur Ewald Kremer trinkt auf das Münsterland

Eine Glosse von HALLO-Redakteur
Ewald Kremer

„Jemandem das Maul stopfen“ ist ein beliebtes Prinzip im internationalen Wirtschaftsleben. Es heißt hier Geschäftsessen und nutzt die Erkenntnis, dass ein gut gesättigter Mensch ein zufriedener Mensch ist, dem man leichter überzeugen kann.

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Mag sein, dass diese Erkenntnis auch den Münsterland e.V. antrieb, als er im Februar 40 Tourismus-Fachleute zu einem „Picknick-Dialog“ einlud. Die Botschaft des Treffens: Das Picknick sei so etwas wie das Markenzeichen der Region. Ähnlich wie es der Biergarten für Bayern ist. Der Münsterländer picknicke einfach gerne. Und damit wolle man nun aktives Marketing betreiben.

Aber Hallo! Ich habe schnell mal nachgesehen, ob der Picknickkorb, den wir irgendwann mal geerbt hatten, noch im Keller steht. War tatsächlich noch da, Teller und Besteck sogar noch originalverpackt. Schwarzbrot, Knochenschinken und Mettenden habe ich als waschechter Münsterländer immer im Haus. Drei Eier wären auch schnell gekocht. Ein Blick nach draußen machte klar; das Landbier bräuchte ich nicht einmal kalt zu stellen. Und das folierte Strandlaken könnte eine prima Picknickdecke abgeben.

Mag sein, dass der kalte Regen, der mich bereits seit Tagen auf meinen morgendlichen Hunderunden begleitete, die anfängliche Begeisterung für den Marketing-Coup schnell dämpfte. Ich legte die Idee für wärmere Tage beiseite und schaute noch einmal im Internet nach, was der Münsterland e.V. sonst noch so empfiehlt.

Prompt stieß ich bei der Abteilung „Service Onboarding@Münsterland“ auf eine Einladung, die an alle Neumünsterländer adressiert war. Wenn man im Job angekommen sei, eine Wohnung gefunden habe, aber noch zu wenig Leute kennengelernt habe, dann solle man doch zu einem Willkommensevent in eine Schöppinger Feinbrennerei kommen. Hier könne man in die Geheimnisse der Produktion hochwertiger Spirituosen eintauchen und auch die ein oder andere Spezialität probieren.

Statt „Essen mit Freunden“ heißt es nun also „Saufen mit Zugezogenen“. Ich liebe es, ein Münsterländer zu sein.

(aus HALLO Borken 03/04.2020)

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