Sie sind kein neues Phänomen. Früher saßen sie am Ende der Theke und brabbelten in ihr Bierglas. Man nahm sie nicht ernst. Wenn Sie zu laut wurden, rief man ihnen zu: „Geh nach Hause, Horst! Du hast genug für heute.“
Heute finden die Waldschrate, Sonderlinge und Verschwörungstheoretiker vor allem in den sozialen Netzwerken Gehör. Da tummeln sich dann Vegankoch Attila Hildmann, Ex-Journalist Ken Jebsen, Sänger Xavier Naidoo und andere ideologische Schwurbler, die glauben, die ganze Welt werde von geheimen Kräften manipuliert. Bill Gates habe die WHO gekauft, allen Menschen würden per Zwangsimpfung Microchips zur Überwachung implantiert und die Politik nutze die Corona-Pandemie, um eine Diktatur einzuführen. Es gibt Menschen, die vor müdemachendem Trinkwasser warnen, sich mit Alu-Hüten vor feindlicher Strahlung schützen und glauben, Kinder würden unter der Erde gefangen gehalten und getötet, um aus ihrem Blut ein Verjüngungsmittel für geheime Eliten zu gewinnen. Absurd! Besorgt muss allerdings machen, dass sich zunehmen staatsfeindliche und antisemitische Klänge unter diese Parolen mischen.
Wie damit umgehen? Bleiben wir aufmerksam für die Gefahr, aber entziehen wir den Waldschraten unsere Aufmerksamkeit. Unterlassen wir den Klick auf das neueste Youtube-Video, die nächste absurde Theorie auf Facebook und Instagram. Rufen wir stattdessen: „Geh nach Hause, Xavier! Wir haben genug für heute.“
(aus HALLO Borken 06.2020)