Rhede. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich ,Minecraft‘ anfangs für Blödsinn gehalten“, gibt Lucas Bürger zu. Als er zum ersten Mal mit dem erfolgreichen Computerspiel in Berührung kam, hätte der damalige Schüler wohl niemals geglaubt, dass er ausgerechnet dank dieses Spieles eines Tages zum Youtube-Star mutiert – und damit sogar seinen Lebensunterhalt verdienen würde. „Mein Studium des Studiengangs Wirtschaftsinformatik habe ich inzwischen aus Zeitmangel abgebrochen und bin vor Kurzem von Rhede nach Düsseldorf gezogen. Durch den Umzug kann ich mich nun komplett meiner Tätigkeit auf der Videoplattform widmen“, erzählt der 21-Jährige.
Von „Minecraft-Sucht“ infiziert
Nachdem Lucas Bürger trotz anfänglicher Skepsis gegenüber dem Spiel schließlich doch mit der „Minecraft“-Sucht infiziert wurde, lud er im Oktober 2013 unter dem Alias „Abgegrieft“ zum ersten Mal ein Video bei „Youtube“ hoch – damals noch „aus Jux und Dollerei“, wie er selbst sagt. Inhalt des Videos: der gebürtige Rheder kommentiert Spielzüge des international gehypten Open World-Spieles, bei dem der Spieler Konstruktionen aus zumeist würfelförmigen Blöcken in einer 3D-Welt bauen, diese Welt erkunden, Ressourcen sammeln, gegen Monster kämpfen und die Blöcke zu anderen Gegenständen weiterverarbeiten kann. Bereits auf dieses erste Video erhielt er damals so positive Resonanz, dass er von nun an beinahe täglich ein neues Video aufnahm und veröffentlichte. Der Einsatz zahlte sich auch finanziell aus, durch die zahlreichen Klicks erhielt der Youtuber Anteile aus Werbeeinnahmen und meldete schließlich ein Gewerbe an.
Heute, rund fünfeinhalb Jahre später, hat der Kanal „Abgedrieft“ fast 800.000 Abonnenten, jedes Video wird in der Regel mehrere hunderttausendmal angesehen, das erfolgreichste Video hat sogar über 1,2 Millionen Klicks.
Längst zählt Lucas Bürger in der Gaming-Szene zu einem der erfolgreichsten Youtuber Europas. Dieses führte für den jungen Internetstar nicht nur dazu, dass er inzwischen eine große Fanbase hat und auf der Straße erkannt wird, sondern dass er auch regelmäßig zu Großveranstaltungen eingeladen wird. So ist Lucas Bürger unter anderem seit drei Jahren auf der weltgrößten Messe für Computer- und Videospiele, der „Gamescom“ in Köln, zu Gast, verteilt hier Autogramme, macht Fotos mit seinen Fans und verkauft Merchandise-Artikel aus seinem eigenen Fanshop.
Zeitaufwand wird unterschätzt
„Viele unterschätzen den großen Zeitaufwand, der hinter jedem Video steckt“, erzählt der Youtube-Profi, der laut eigenen Angaben täglich mehrere Stunden in das Aufnehmen neuer Kurzfilme investiert. „Mittlerweile werde ich bei der Erstellung der Vorpannbilder, der musikalischen Untermalung sowie dem Schneiden der Videos von zwei Freunden unterstützt, sodass ich auch noch genügend Kapazitäten habe, mein zweites Standbein, einen eigenen Minecraft-Server, weiter auszubauen“, berichtet Lucas Bürger. Angst davor, dass der Hype um seine Videos irgendwann abnimmt oder ihm gar die Ideen ausgehen, hat er nicht. „Das Besondere an Minecraft ist, dass es einfach unendliche Möglichkeiten gibt, sodass es immer wieder neue Spielzüge gibt“, schwärmt Lucas Bürger. Und auch in „Youtube“ sieht er noch viel Potenzial. „Die Plattform ist in den letzten Jahren deutlich professioneller geworden, was man unter anderem daran sieht, dass selbst Fernsehsender immer mehr auf Youtube setzen.“ (vr)