Wirtschaft im Lockdown

Situation im Westmünsterland ist differenziert zu sehen

KREIS BORKEN. Die aktuelle Situation der heimischen Betriebe stellt sich nach Ansicht des „Krisenstabs Wirtschaft“ je nach Branche sehr unterschiedlich dar. Laut Auskunft der heimischen Wirtschaftsförderungen stehe insbesondere der Einzelhandel vor großen Herausforderungen, auch wenn die staatlichen Unterstützungsprogramme an vielen Stellen helfen würden. Im Hotel- und Gastgewerbe drohen große Liquiditätsprobleme. Der Bau sowie Handwerksbetriebe wie Tischler kommen sehr gut durch die Krise. Im Maschinenbau und in der Industrie gibt es Probleme und vor allem Sorge um die Zukunft.

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Das sind einige der Ergebnisse, die der „Krisenstab Wirtschaft“ bei einer Video-Konferenz am vergangenen Mittwoch (16. Dezember) zusammengetragen hat. Auf Einladung von Landrat Dr. Kai Zwicker nahmen daran Wirtschaftsförderer, Kommunen, Arbeitsagentur, Wirtschaftsverbände, Kammern, Banken sowie weitere Fachleute teil. Bereits im Rahmen der ersten Corona-Infektionswelle im Frühjahr hatte sich der „Krisenstab Wirtschaft“ beraten und mehrfach Nachbesserungsbedarfe bei den Unterstützungsangeboten für Betriebe und Beschäftigte gegenüber den Verantwortlichen in Bund und Land deutlich gemacht.

Die aktuelle Tagung stand unter dem Eindruck des erneuten „harten“ Lockdowns. Seine wirtschaftlichen Folgen stellen sich nach Ansicht des „Krisenstabs Wirtschaft“ je nach Branche sehr unterschiedlich dar. Laut Auskunft der heimischen Wirtschaftsförderungen stehe insbesondere der Einzelhandel vor großen Herausforderungen, auch wenn die staatlichen Unterstützungsprogramme an vielen Stellen helfen würden. Der jetzige Lockdown in den für viele Betriebe umsatzstärksten Wochen des Jahres sei ein echter Einschnitt. Zahlreiche Betriebe hier im Westmünsterland hätten nun aufbauend auf den Erfahrungswerten der ersten Infektionswelle im Frühjahr schnell innovative Lösungen sowie Abhol- und Lieferdienste etabliert. Die in vielen Städten umgesetzten, städtisch bezuschussten Gutschein-Initiativen seien ein außerordentlich großer Erfolg. Damit könne dem lokalen Einzelhandel und der Gastronomie nachhaltig geholfen werden.

Nicht desto trotz bestünden laut Hotel- und Gaststättenverband gerade im Gastgewerbe teils erhebliche Liquiditätsprobleme. Insbesondere Pachtbetriebe hätten oftmals große Zukunftssorgen und seien auf eine schnelle Auszahlung der Hilfen angewiesen. Für die Hotellerie sei ungewiss, auf welchem Niveau sich die Auslastung nach der Pandemie einpendeln wird. Geholfen haben dem heimischen Gastgewerbe ausdrücklich gemeinsame Initiativen wie die Aktion „DeinMünsterLandMoment“ des Münsterland e. V..

Nach wie vor gebe es erfreulicherweise Wirtschaftsbereiche, die bisher und voraussichtlich auch weiterhin gut durch die Krise gekommen sind. Hierzu zählen beispielsweise das produzierende Gewerbe, das Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe im Handwerk wie Tischler. Auch wenn etwa im Maschinenbau inzwischen durchaus deutliche Einbrüche zu erkennen seien, so bleibe der Gesamtausblick im Bereich des Handwerks doch insgesamt vorsichtig optimistisch. Dies gelte tendenziell auch für die Industriebetriebe, wobei allerdings das Umfeld für den Export deutlich problematischer geworden sei.

Aus Sicht der Kreditinstitute fruchten die staatlichen Hilfs- und Unterstützungsprogramme der vergangenen Monate sowie die jetzt neu aufgelegte Überbrückungshilfe III durchaus. Größere Wellen von Insolvenzen seien jedenfalls gegenwärtig nicht absehbar. Allerdings berge das Jahr 2021 große Ungewissheit. Auch die Steuereinnahmen im Bereich der Finanzämter Ahaus und Borken seien mit Stand Ende November im Vergleich zum Vorjahr nur leicht rückläufig.

Relativ robust zeigt auch weiterhin der heimische Arbeitsmarkt. Bei den Langzeitarbeitslosen seien sogar neue Tiefststände zu verzeichnen. Zuletzt hätten die Anzahl der Kurzarbeitsanzeigen aber stark zugenommen.

„Es gibt hier bei uns im Westmünsterland insofern ein durchaus differenziertes Gesamtbild“, sagt Landrat Dr. Kai Zwicker. Gemeinsam wollen die Akteure versuchen, generelle Fragestellungen des Einzelhandels und der damit einhergehenden Innenstadtentwicklung gebündelt zu beleuchten. Konkrete Hinweise zur Abwicklung der Unterstützungsprogramme werden an Bund und Land weitergegeben. (pd/kre)

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