„Wir sind auch eine Art Kummerkasten“

Neues Rotkreuz-Angebot gegen Diskriminierung

Borken. Ungleichbehandlung sollte nicht sein, scheint aber alltäglich zu sein am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche, in Schulen und vielen Bereichen mehr. Diese Erfahrung hat beruflich Azzam Al-Ahdal (36) gemacht: Der Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Kreis Borken baut gerade eine Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit auf. Der gebürtige Jemener berät in Borken und Gronau. Grundlage, gegen Diskriminierung vorzugehen, ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gegen Diskriminierung. Es ist 2006 in Kraft getreten.

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Unterstützung für Betroffene

Das Angebot ist Teil der Integrationsagenturen in Nordrhein-Westfalen (Motto: „Integration. Einfach. Machen.“) und wird durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Die Integrationsagenturen setzen sich für Gleichbehandlung ein und unterstützen Betroffene bei individuellen und strukturellen Benachteiligungen.Diskriminierung bedeutet laut Mitteilung des Roten Kreuzes, dass jemand schlechter als eine andere Person behandelt wird, zum Beispiel wegen Behinderung, Herkunft, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung, Alter, Arbeitslosigkeit. Das Gleichbehandlungsgesetz verbiete dies.

Beratung in Borken und Gronau

Das Rote Kreuz im Kreis Borken hat ein Büro im Haus für Zuwanderer am Nordring 52 in Borken eingerichtet; einmal wöchentlich ist Azzam Al-Ahdal an der Gildehausstraße 2-4 in Gronau. Die Servicestelle berät kostenlos und vertraulich in den Sprachen Deutsch, Englisch und Arabisch. Azzam Al-Ahdal versucht immer erst zu vermitteln: „Wir suchen das Gespräch mit den Betroffenen.“ Eine Frau aus Gronau fühlte sich am Arbeitsplatz gemobbt. Eine Kollegin sei ihr bei bestimmten Arbeiten immer vorgezogen worden. „Vielleicht ist sie nur falsch verstanden worden“, sagt der Rotkreuz-Mitarbeiter. Gleich eine Klage einzureichen – „das ist die letzte Lösung.“

Und wenn sie gewählt werden müsse, sei die Servicestelle behilflich, zum Beispiel bei der Vermittlung von Prozesskostenhilfe oder der Suche, einen geeigneten Anwalt zu finden. Diskriminierung treffe jeden, sagt Azzam Al-Ahdal, „nicht nur Migranten“. Die hätten gleichwohl häufiger Probleme bei der Wohnungssuche, würden nicht beachtet oder deutsche Staatsbürger vorgezogen. In der einen oder anderen Schule würden Kinder mit Behinderung schon mal schneller ausgegrenzt – „vielleicht auch deshalb, weil der Lehrer einfach nicht die Zeit hat, sich intensiver um inklusive Kinder zu kümmern“.

Viele Menschen kämen inzwischen in die Beratungsstunden, sagt Integrationsberaterin Iris Schlautmann vom Roten Kreuz, „weil sie vor allem Informationsbedarf haben. Sie möchten ihre Sorgen häufig einfach nur loswerden. Deshalb verstehen wir uns durchaus als eine Art Kummerkasten für die Belange dieser Menschen“. (drk-press)

Schwerpunkte

Die Rotkreuz-Servicestelle hat sich Schwerpunkte für ihre Beratung gesetzt.

Zum Beispiel:

  • individuelle Einzelfallhilfe und Rechtsberatung für Betroffene
  • Beratung und Weitervermittlung von Einzelpersonen und Organisationen/Vereinen
  • Workshops und Infoveranstaltungen
  • Fachkräftefortbildungen, Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Beratungsstandorte sind
Gronau, Gildehausstraße 2-4 (nach Vereinbarung),
Borken am Nordring 52, donnerstags 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung

Kontakt
Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit
Azzam Al-Ahdal
Telefon 02861/8029-162
Mobil 01761/8029-752
E-Mail: servicestelle-antidiskriminierung@drkborken.de
Nordring 52
46325 Borken
http://www.DRKBorken.de

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