Borken. In die Kamera sollte keiner winken. Kräftig mitsingen ist hingegen ausdrücklich erwünscht. Ansonsten bleibt alles wie jeden Sonntag. „Wir wollen authentisch unseren Glauben feiern“, sagt Pater Dr. Lukas Rüdiger. Ohne großes Getöse – nur mit Kameras. Das ZDF überträgt am Sonntag, 24. Juni, den Gottesdienst um 9.30 Uhr live aus der Borkener St.-Remigius-Propsteikirche.
Während sich Pater Lukas, der zum Seelsorgeteam der Pfarrei gehört und zugleich einer der Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die Fernseharbeit ist, im Vorfeld um alles Redaktionelle kümmert, hat Propst Christoph Rensing seine Predigt bereits fertig. „Von Gott sprechen“ – so das Thema. Mehr wird nicht verraten. Exakt 44 Minuten und 30 Sekunden hat der Propst für die gesamte Messe Zeit. „Danach wird uns der Saft abgedreht“, stellt Pater Lukas unmissverständlich klar. Überziehen ausgeschlossen. Wer dabei sein möchte, sollte nicht auf den letzten Drücker kommen: „Es wäre schön, wenn die Gemeinde gegen 9 Uhr da wäre.“
Das 35-seitige Drehbuch für den Fernsehgottesdienst hat Pater Lukas so gut wie geschrieben. Letzte Details müssen noch besprochen werden. Zehn Tage vorher ist Abgabeschluss beim Sender. Wenn es ums Inhaltliche geht, hat er das letzte Wort.
Kabel und Kameras, Mikros und Musik – es muss alles passen bei der Übertragung aus dem prächtigen Gotteshaus, das am Donnerstag vorher fernsehtauglich hergerichtet wird. Am Freitagabend gibt es die erste „kalte“ Probe mit den „Originaldarstellern“. Der zuständige Regisseur vom ZDF wird dann mit den Borkenern den Ablauf und die Choreographie durchgehen.
Am Samstagvormittag geht es gleich weiter: „Das Glockengeläut, Ansichten der Kirche und die Begrüßung durch Propst Rensing werden schon mal aufgezeichnet“, weiß Pater Lukas. Auch die Meditation, die während des Kommunionausteilens eingeblendet wird, kommt am Sonntag aus der Dose.
Nachmittags werden die Sängerinnen und Sänger der Propsteichöre sowie die Musiker des Orchesters „Collegium Musicum der Propsteimusik“ unter der Leitung von Kantor Thomas König zur Tonprobe erwartet. Die Vorabendmesse wird später als Generalprobe gefeiert. Hinterher setzen sich alle Beteiligten zu einer Feedbackrunde zusammen. Pater Lukas: „Wenn etwas geändert oder verbessert werden muss, kommt es auf den Tisch.“
Bei aller Planung: Improvisieren und modulieren geht selbstverständlich auch bei einer Live-Übertragung. Wenn es zeitlich eng wird, fällt einfach eine Liedstrophe weg. Im entgegengesetzten Fall singt die Gemeinde ein bisschen länger.
Dass ausgerechnet aus St. Remigius ein Gottesdienst übertragen wird, liegt mit an den guten Kontakten von Pater Lukas. Beim Besuch eines Kollegen der Katholischen Fernseharbeit war dieser so begeistert von der Propsteikirche, dass die Idee schnell im Raum stand. Propst Rensing zeigte sich nicht abgeneigt – und auch der Pfarreirat von St. Remigius stimmte zu. Schließlich haben die Ehrenamtlichen eine Menge mit den Vor- und Nachbereitungen zu tun. Alleine 20 von ihnen übernehmen bis 19 Uhr den nach einem Fernsehgottesdienst üblichen Telefondienst für Zuschauerfragen und -reaktionen.
Lampenfieber? Propst Rensing lacht: „Es steigt ganz langsam.“ Angst vor dem großen Publikum hat er nicht. Aber einen Wunsch: „Ich hoffe, dass die Menschen an den Fernsehgeräten spüren, dass wir uns als Gemeinde freuen, mit ihnen einen Gottesdienst feiern zu dürfen.“