„Verrückt? Na und!“

Das Präventionsprogramm der neu gegründeten Regionalgruppe soll junge Menschen in Schule und Ausbildung für seelische Gesundheit sensibilisieren.

Kreis Borken. Der Weg zum Erwachsenwerden ist oft nicht leicht. Leistungsdruck, Mobbing, Trennung der Eltern, Süchte, Zukunftssorgen – junge Menschen müssen sich häufig mit verschiedenen Hürden auseinandersetzten. Das läuft nicht selten mit unterschiedlichen seelischen Nöten ab. Psychische Krisen und Erkrankungen beginnen daher überwiegend schon in der Jugend. Um dem entgegenzuwirken, hat der Fachbereich Gesundheit des Kreises Borken in Zusammenarbeit mit dem Verein „Irrsinnig Menschlich“ die Regionalgruppe „Verrückt? Na und!“ gegründet. Die Vertreter – Fachleute zum Thema seelische Gesundheit und persönlich Betroffene – trafen sich nun zu ihrer ersten Sitzung im Kreishaus in Borken.

Ängste und Vorurteile abbauen

Ziel der Regionalgruppe ist es, das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schaffen, sich frühzeitig mit psychischer Gesundheit zu beschäftigen. Das bedeutet, Ängste und Vorurteile abzubauen, Zuversicht und Lösungswege in Krisen zu vermitteln und Wohlbefinden zu fördern. Daher bietet die Gruppe nun Schülern im Alter von 16 bis 25 Jahren und ihren Lehrkräften das gleichnamige Präventionsprogramm „Verrückt? Na und!“ an. Für circa fünf Stunden kommt ein Team, jeweils eine Fachperson und ein persönlich Betroffener aus der Regionalgruppe – beispielsweise ein Psychologe, Sozialpädagoge oder Psychiater und eine Person, die selbst psychische Krankheit erfahren und gemeistert hat – in die Schule, um sich mit der Klasse offen über Fragen zur psychischen Gesundheit auszutauschen.

Hilfestellung annehmen

„Das Tandem-Team erzählt den jungen Leuten nicht nur, was eine Depression im fachlichen Sinne ist“, betont Regina Kasteleiner, Koordinatorin der Regionalgruppe Kreis Borken. „Zum einen erarbeiten die Schüler das Thema ‚seelische Gesundheit‘ eigenständig. Zum anderen lernen sie – auch anhand der authentischen Geschichte des persönlich Betroffenen – wie sich Depressionen oder Psychosen anfühlen, wo es Hilfe gibt und was sie selbst, aber auch Freunde, Eltern und Lehrer tun können“, erklärt sie. „Die starke Wirkung des ‚Verrückt? Na und!‘-Schultags entsteht insbesondere durch die Begegnung mit Menschen, die psychische Krisen gemeistert haben“, sagt Reinhild Wantia, Gesundheits- und Psychiatriekoordinatorin beim Kreis Borken und Mitglied der Regionalgruppe. „Wir wollen jungen Leuten und Lehrkräften Wege aufzeigen, wie sie gemeinsam die Gesundheit stärken können, damit alle gut ihren Schul- und Ausbildungsabschluss schaffen“, ergänzt sie. Mit der Präventionsarbeit möchte die Regionalgruppe Kreis Borken in den Schulen die Zeitspanne verkürzen, bis Betroffene sich Hilfe suchen. Die Vertreter wollen jungen Menschen helfen, ihre Not früher zu erkennen, sich nicht zu verstecken und Unterstützung anzunehmen. „Hätte mir in meiner Schulzeit jemand von seinen Erfahrungen mit einer psychischen Krankheit erzählt, hätte ich mir einige Umwege erspart“, berichtet einer der persönlich Betroffenen, der nun in den Teams mitarbeitet.

Interessierte Schulen und Berufskollegs können sich über das Präventionsprogramm der Regionalgruppe Kreis Borken bei Regina Kasteleiner vom Fachbereich Gesundheit des Kreises Borken unter Tel. 02861/82-1094 oder per E-Mail an r.kasteleiner@kreis-borken.de informieren und das Programm buchen.

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