Verkehrskampagne „Rücksicht macht Wege breit“ gestartet

Slogan der Aktion mit Kreidespray auf Wirtschaftswege gesprüht

KREIS BORKEN. Auf Feld- und Wirtschaftswegen im Westmünsterland treffen Ausflügler und Landwirte des Öfteren aufeinander. Während die einen bei bestem Ausflugswetter die Sommerferien genießen wollen, stehen die anderen gehörig unter Dampf. Denn der Start der Getreideernte bedeutet: „Arbeiten unter Hochdruck“. Im Straßenverkehr kommt es dann nicht selten zu gefährlichen Situationen und beiderseitigem Unverständnis, wenn straßenbreite Bauernfahrzeuge.

- Anzeige -

Aus diesem Grund wirbt die Sensibilisierungskampagne „Rücksicht macht Wege breit“ im Kreis Borken als gemeinsame Aktion des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, der Kreisverwaltung Borken, der Kreisverkehrswacht sowie der Kreispolizeibehörde Borken für ein besseres Miteinander bei der Wegenutzung. In diesem Jahr werden deswegen mehrere Wirtschaftswege in der Region mit Piktogrammen und Schriftzügen besprüht. Die Kampagne startete am Dienstag in Gescher.

Beim Auftakt der kreisweiten Aktion sprayte Rainer Böyer, Landwirt aus Gescher, mit Kreidesprühflasche und großer Schablone aus flexiblem Kunststoff ein Trecker- sowie ein Radfahrer-Piktogramm auf die Straße. Beide Figuren winken sich freundlich zu. Neben dem Bild ist der Slogan und Name der Aktion „Rücksicht mach Wege breit“ zu lesen.

„In diesem Bild-Ensemble lassen sich die wichtigsten Aussagen der Kampagne ablesen“, sagte Landrat Dr. Kai Zwicker beim Termin. „Der Treckerfahrer als auch der Radfahrer sind offensichtlich so langsam und umsichtig unterwegs, dass sie Gelegenheit haben, Blickkontakt aufzunehmen und auch nonverbal wertschätzend zu kommunizieren. So soll es sein.“ Aber das Aufeinandertreffen kann auch ganz anders aussehen, wenn beispielsweise eine große Erntemaschine mit zu hoher Geschwindigkeit eine Radfahrer-Gruppe überholt, die nicht rechts an den Straßenrand fährt. „Das ist gefährlich und so auch nicht erlaubt. Die Straßenverkehrsordnung verlangt außerhalb geschlossener Ortschaften von mehrspurigen Kraftfahrzeugen einen Seitenabstand von zwei Metern zu Rad- oder Pedelecfahrenden“, gibt Frank Schulz, Leiter der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde, zu Bedenken. „Dieser Platz ist auf den schmalen Wirtschaftswegen so gut wie nie vorhanden. Rücksicht bedeutet somit zwangsläufig, dass entweder die Traktoren oder die Rad-/ Pedelecfahrenden anhalten und den jeweils anderen passieren lassen.“

Kerstin Uphues, 1. Beigeordnete der Stadt Gescher, bittet Radfahrende sowie Spaziergängerinnen und Spaziergänger darum, auf den Grünstreifen oder Wegesrand zu treten. „Die Landwirtinnen und Landwirte benötigen die Straßen im Außenbereich für ihre tägliche Arbeit und müssen die Wege natürlich auch mit Maschinen befahren, um zu den Feldern zu gelangen. Ein Ausweichen ist dabei jedoch nicht immer möglich, weil die Wegeränder oftmals nicht für das Gewicht der Traktoren ausgelegt sind und daher Schaden nehmen könnten.“ Alle Beteiligten sollten daher bei Begegnungen ihr Tempo drosseln, Sichtkontakt aufnehmen und sich einigen, wer kurz wartet, um den andern passieren zu lassen.

Bettina Hueske, 2. stellvertretende Vorsitzende des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, bittet beim Auftakt in Gescher aber auch für ihre Berufskolleginnen und -kollegen um Nachsicht. „Wenn das Feld vor dem nächsten Regen noch schnell abgedroschen werden soll, stehen wir natürlich unter Zeitdruck. Aber auch in diesen Momenten muss man sich bewusst sein, dass die großen Maschinen auf Radfahrende schnell bedrohlich wirken können.“ Den anderen Verkehrsteilnehmenden im Blick zu haben, die eigene Geschwindigkeit zu drosseln und kurz anzuhalten, um ein Passieren zu ermöglichen, kosten am Ende kaum Zeit, bieten aber für alle Beteiligten deutlich mehr Sicherheit.

Der Landwirtschaftliche Kreisverband verleiht die Schablonen über seine Ortsverbände an interessierte Mitglieder, die die Piktogramme nach Rücksprache mit den jeweiligen Straßenbaulastträgern auftragen wollen. Ansprechpartner für die Wirtschaftswege im Kreis Borken sind in der Regel die jeweiligen Kommunen. Die Sprühkreide wird je nach Witterung nach einigen Tagen oder Wochen abgewaschen und darf nur auf Wirtschaftswegen an übersichtlichen Stellen auftragen werden. (pd/kre)

Weitere Artikel

[td_block_15]