Traditionsbewusstes Judentum und wilhelminische Moderne

Ein Vortrag über die Synagogengemeinden Borken und Gemen um 1900

BORKEN. Im Jahr 1896 wird in Münster der „Verein zur Wahrung der religiösen Interessen des Judentums in der Provinz Westfalen“ gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Jonas Haas und Oskar Löwenstein, die Vorsteher der Jüdischen Gemeinden Borken und Gemen. Der neue Verein setzt sich dafür ein, dass die traditionellen Grundsätze des Judentums im Alltag weiterhin beachtet und gelebt werden. Schon seit Mitte des Jahrhunderts stellen sich viele jüdische Gemeinden in Westfalen und im Rheinland den liberalen innerjüdischen Strömungen entgegen, indem sie solche Vereinigungen bilden. In ihren Augen gilt es, dem religiösen Verfall Einhalt zu gebieten. In den Richtungskämpfen zwischen Liberalen, Orthodoxen und Konservativen beziehen somit auch die Borkener und die Gemener Gemeinde Position für eine toratreue Ausrichtung.

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Am Mittwoch, 27. April, skizzieren Walter Schiffer (Westf. Wilhelms-Universität Münster) und Dr. Norbert Fasse (Leiter des Stadtarchivs Borken) innerhalb der Reihe „Geschichte ist mehr…“ die historischen und die religiösen Umstände der Vereinsgründung und zeigen an einigen Beispielen traditioneller Schriften, welche Haltungen für die Lebensgestaltung gesetzestreuer Jüdinnen und Juden prägend waren. Das Ringen um unverfälschte Bewahrung religiöser Identität oder deren Modifikation in einer Zeit beschleunigten Wandels ist in mancher Hinsicht exemplarisch geblieben. Es ähnelt der Orientierungssuche religiöser Minderheiten in unserer heutigen Zuwanderungsgesellschaft, die sich ebenfalls zwischen Assimilation und Selbstbewahrung bewegen.

Der Vortrag findet um 19.30 Uhr im VHS Forum (Heidener Str. 88) statt. Der Eintritt beträgt 6,00 Euro. Anmeldungen sind unter www.vhs.borken.de möglich. Für individuelle Fragen steht das VHS Sekretariat telefonisch unter 02861/939 238 und per E-Mail unter vhs@borken.de zur Verfügung. (pd/kre)

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