Mehr Verkehrsunfälle, mehr Verletzte

Besonderes Augenmerk der Polizei liegt auf Fahrrad- und Pedelecverkehr

KREIS BORKEN. Die Anzahl der Verkehrsunfälle im Kreis Borken ist 2021 gegenüber dem Vorjahr um knapp zehn Prozent gestiegen. Unfälle mit Pedelecs mehrten sich, es gab auch insgesamt mehr Verletzte bei Unfällen. Die Zahl der Toten im Straßenverkehr hingegen ist um 4 auf 14 gesunken. Diese und weitere Ergebnisse aus der Verkehrsunfallstatistik 2021 stellten heute Landrat Dr. Kai Zwicker, der stellvertretende Leiter der Direktion Verkehr, Peter Lefering, und Polizeipressesprecher Frank Rentmeister vor.

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Zu 10.372 Unfällen wurden die Polizeibeamten im vergangenen Jahr gerufen, 843 mehr als im Vorjahr. Dabei gab es 1348 Leicht- und 264 Schwerverletzte. Pro 100.000 Einwohner verzeichnete der Kreis Borken deutlich mehr Verunglückte/Verletzte als der Landesdurchschnitt. Das begründeten die Behördenvertreter mit der hohen Zahl an Rad- und Pedelecfahrern. „NRW strebt hier einen Mobilitätsanteil von 25 Prozent an. Im Kreis lagen wir schon 2016 bei 32 Prozent“, machte Peter Lefering deutlich. Seine Kollegen registrierten in diesem Zusammenhang einen hohen Anteil an Anzeigen bei Alleinunfällen. „Möglicherweise spielen hier Jobräder und Versicherungen eine Rolle, dass sich insbesondere Pedelecfahrer häufiger melden, wenn sie ohne Fremdeinwirkung stürzten“, so die Experten.

Bei insgesamt 43,2 Prozent aller Unfälle mit Verletzten waren Rad- oder Pedelecfahrer beteiligt, bei 40,5 Prozent war ein Pkw mit im Spiel. Bei den Unfallursachen ist die Statistik wenig aussagekräftig. „Ob ein Unfall durch falsches Abbiegen oder eine Vorrangverletzung verursacht wurde, sei nicht immer eindeutig. Da lande das Kreuzchen möglicherweise auch im falschen Statistikfeld, so Pressesprecher Frank Rentmeister. Geschwindigkeit wurde nur mit 3,3 Prozent als Unfallursache erkannt. „Hohes Tempo sorgt aber fast immer für schwerere Unfallfolgen“, so Peter Lefering.

Seit Jahren gleichbleibend ist die Zahl der Unfallflüchtigen nach Parkremplern und ähnlichen Delikten. Nahezu jeder fünfte ziehe sich so aus der Affäre und riskiere Führerschein und Strafverfolgung, nur um in der Versicherung nicht höhergestuft zu werden. Bei Unfällen mit Personenschaden hingegen gab es 2021 weniger Fluchtvergehen. In diesem Zusammenhang wies Frank Rentmeister noch einmal auf die spezielle Situation mit Kindern hin. „Kinder können prinzipiell kein Einverständnis zur Weiterfahrt nach einem Unfall geben“, so der Pressesprecher. Es sei stets angeraten, die Polizei hinzuziehen, auch wenn das Kind signalisiere, alles sei okay.

Radler und unter ihnen insbesondere die Kinder stehen auch 2022 weiter im Fokus der Prävention. So würden die Programme Helmpatenschaft (Kinder animieren Erwachsene zu Helmtragen) und das Wartezimmer-TV mit lehrreichen Radfahr-Spots weitergeführt. Beide Initiativen wurden vom Land als beispielshaft gelobt. Außerdem verfügt die Kreispolizei nun über einen eigenen Pedelec-Simulator, der seinen ersten Einsatz am 26. und 27. März in Bocholt haben wird. Auf ein Problem jüngerer Zeit machte Peter Lefering am Ende der Pressekonferenz aufmerksam: „Die Hersteller bauen immer breitere A-Säulen. Gerade bei Einfahrten in Kreisverkehre behindern sie die Sicht auf Radfahrer, die sich so mehrere Sekunden im toten Winkel befinden.“ Erklärende Videos zu dieser und anderen Problematiken gibt es auf den digitalen Kanälen der Kreispolizei zu sehen – unter anderem auf https://www.facebook.com/polizei.nrw.bor/videos/1035755943957054. (kre)

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