Mehr Drogendelikte, weniger Diebstähle

Polizei im Kreis konnte 2021 fast 60 Prozent aller Straftaten aufklären

KREIS BORKEN. Die Kreispolizei verzeichnete 2021 die höchste Aufklärungsquote seit über 20 Jahren. Sie liegt bei 59,9 Prozent und damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 53,6 Prozent. Während in NRW-Polizei in Gänze etwas weniger Delikten nachgehen musste, stieg die Zahl der Delikte im Kreis um rund 2300 Fälle. Es habe mehr Drogenfälle, Einbrüche und Sexualdelikte gegeben, dafür weniger Diebstähle, berichteten Landrat Dr. Kai Zwicker als Chef der Polizeibehörde und Bernd Höyng Leiter der Kriminaldirektion 11 bei der gestrigen Vorstellung der Kriminalstatistik 2021.

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Ein Ergebnis der Auswertungen: Die Corona-Pandemie hat nur bedingt Einfluss auf die Kriminalität. Die Straßenkriminalität beispielsweise sei zurückgegangen, weil weniger öffentliches Leben (Kneipen, Clubs, Schützenfeste etc.) stattfand. Die Internetkriminalität hingegen sei gestiegen, das ist aber ein schon länger zu beobachtender Trend. Die Sorge, dass in den Lockdowns die häusliche Gewalt zunehmen könne, bestätigte sich nicht. „Im Gegenteil, in 2020 sank die Zahl der Fälle, 2021 näherte sie sich wieder dem normalen Niveau an“, berichtete Bernd Höyng. Belegbare Erklärungen dazu gebe es nicht.

Die Zunahme im Bereich Sexualdelikte (+173 Fälle) sei Folge eines stärkeren Kontrolldrucks, so der Erste Kriminalhauptkommissar. „Ein Großteil betrifft den Versand von kinderpornografischem Material. Geht das an Kinder und Jugendliche gilt das als Missbrauch“ erklärte Höyng. 630 Delikte und 518 Tatverdächtige erfassten die Beamten, darunter auch mMinderjährige. „270 der Verdächtigen waren unter 21 Jahren, 61 noch Kinder“, so der Leiter des K11. Die schiere Masse erschwere die Verfolgung, außerdem verschleierten die Täter oft ihre Identität.

Sorgen machen der Kreispolizei die vielen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Polizei bearbeitete 1100 Fälle mehr als im Vorjahr, ein Hotspot der Drogenkriminalität ist Gronau. Höyng warnte insbesondere vor Amphetaminen, die in Laboren entlang der Grenze zusammengepanscht würden. „Die sind günstiger als Cannabis, aber deutlich gefährlicher“, so der Kriminalkommissar. Das Plus an Delikten geht aber auf eine stärkere Kontrolle durch die Polizei zurück. „Der Anstieg bedeutet in erster Linie eine Erhöhung des Hellfeldes und keine Steigerung bei dem Kriminalitätsphänomen an sich“, so Höyng.

Einen deutlichen Rückgang registrierte die Polizei bei Auto- und Fahrraddiebstählen. „Wegen des hohen Werts von E-Bikes passen die Bürger besser auf ihre Räder auf“, meinte dazu Landrat Zwicker. Bei den Wohnungseinbrüchen ist man wieder auf dem Niveau von 2019, Taschendiebstähle nahmen nochmals zu.

Große Sorgen machen weiter sich häufende Betrugsversuche (rund 500), bei denen insbesondere ältere Mitbürger Notlagen von Familienmitgliedern vorgegaukelt werden oder falsche Polizisten auftreten. „Die Banden sind arbeitsteilig organisiert, Geldabholer werden zum Teil über Ebay-Kleinanzeigen geworben – sehr oft Frauen. Die Drahtzieher bleiben verdeckt“, so der Kripo-Beamte. 2021 gab es 20 Fälle, in denen die Täter Erfolg mit der Masche hatten. (kre)

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