Maisernte macht wenig Hoffnung

Landwirte im Kreis erwarten Einbußen von 30 bis 90 Prozent

Kreis Borken. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Borken rechnet in Folge der Trockenheit mit regional unterschiedlichen Ertragseinbußen von 30 bis 90 Prozent beim Mais. Sechs Wochen früher als in normalen Jahren rollten Ende Juli bereits die ersten Maishäcksler. Der Bocholter Gerold Böggering ist Vorsitzender im Milchausschuss des Kreisverbandes und berichtet von sorgenvollen Gesprächen mit Berufskollegen: „Viele wissen noch nicht, wie sie die Versorgung ihrer Tiere für den Winter gewährleisten können.“

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Niedrige Erträge und schleche Qualität

Wenn man durch die Bauernschaften fährt, sieht man Mais mit gar keinem oder meist nur kleinen Maiskolben. Der Kornertrag ist durchweg unterdurchschnittlich. Auch die Energiegehalte des als ganze Pflanze geernteten Maises sind in der daraus gewonnenen Silage häufig gering oder schwanken zum Teil stark. Schweinehalter, die ihren Mais normalerweise nicht als Silage, sondern in Form von CCM (Corn-Cob-Mix) oder Körnermais nutzen, müssen ihre nicht entwickelten Bestände häufig noternten und das Erntegut an Biogasanlagenbetreiber oder Rinderhalter verkaufen. Die Qualität reicht nicht zur Fütterung ihrer Schweine. Böggering fügt aus seiner Sicht als Milchviehhalter hinzu: „Auch wir müssen jeweils genau hinschauen, ob sich ein Maisbestand für die Fütterung unserer Kühe eignet.“
Für Landwirte sei es in diesem Jahr besonders schwer, den optimalen Erntezeitpunkt zu ermitteln. Selbst auf demselben Acker sind die Maispflanzen häufig sehr unterschiedlich entwickelt. Hintergrund sind neben der anhaltenden Trockenheit auch die unterschiedlichen Bodenverhältnisse. Auf sandigen Flächen hatte es der Mais besonders schwer, da der Boden das Wasser sehr schlecht halten kann. „Feuchtere Ecken auf Ackerflächen waren in diesem Jahr sogar ein Vorteil für manche Landwirte“, weiß Böggering: „Da, wo die Bodenbeschaffenheit die Pflanzen in normalen Jahren hier schon mal absaufen lässt, hat sich der Mais in diesem Jahr noch einigermaßen entwickeln können.“

Ausnahmeregelung für ökologische Vorrangflächen

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat in dieser Woche eine Ausnahmeregelung für ökologische Vorrangflächen in Aussicht gestellt. Demnach dürfen die Landwirte die hierauf angebauten Zwischenfrüchte in diesem Jahr als Tierfutter ernten. In normalen Jahren verbleiben die Pflanzen hier über den Winter hinweg auf dem Acker und werden im Frühjahr in den Boden eingearbeitet. Diese Idee werde vom Landwirtschaftlichen Kreisverband grundsätzlich begrüßt, so Böggering: „Ob das tatsächlich erfolgversprechend sein kann, liegt aber wiederum entscheidend daran, ob die Pflanzen genug Wasser bekommen.“ Solche Zwischenfrüchte, die aus Gras-Klee-Mischungen bestehen, sind als zusätzliches Tierfutter geeignet. Dies könnten speziell die Milchviehhalter gut gebrauchen, denn auch die Erträge der Grasernte lagen 2018 bislang rund 50 Prozent unter dem Schnitt normaler Jahre. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für die hiesige Landwirtschaft seien immens, vor allem für die milchviehhaltenden Betriebe. Für langfristig wichtiger als die auf Bundesebene diskutierten finanziellen Direkthilfen hält der Landwirtschaftliche Kreisverband aber die Schaffung besserer Möglichkeiten zur Selbsthilfe: „Sinnvoll wäre es, wenn wir künftig eine steuerliche Risikoausgleichsrücklage bilden dürften, damit wir einzelbetrieblich in guten Jahren bessere Vorsorge für die schlechten Jahre treffen können“, so Böggering. (wlv)

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