„Befreiung – die Geschichte von Manfred Gans“

Film ist wegen Corona-Krise kostenlos im Internet abrufbar

Borken. Anlässlich der Erinnerung an das Kriegsende und die Befreiung von der Nazi-Diktatur vor 75 Jahren hat der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWl) jetzt einen Film über die Geschichte der Familie Gans aus Borken online gestellt. Der Film mit dem Titel „Eine Reise in die Vergangenheit“ wurde vor anderthalb Jahren im Auftrag des LWL und der Stadt Borken produziert. Gedreht hat ihn der Historiker und Filmautor Daniel Huhn. Er hat zudem unter dem Titel „Befreiung – Die Geschichte von Manfred Gans“ in diesen Tagen einen sechsteiligen Podcast veröffentlicht, der auf der Amazon-Plattform www.audible.de erhältlich ist.

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Zum Hintergrund: Während für ganz Deutschland der Zweite Weltkrieg am 8. Mai 1945 endete, war der Raum Borken schon sechs Wochen zuvor von britischen, amerikanischen und kanadischen Truppen besetzt worden. Die von Major C. M. Dobbs geführte britische Militärregierung für den Kreis Borken und die Stadt Bocholt residierte zunächst in Bocholt, bezog aber am 23. April 1945 das ehemalige Wohnhaus der jüdischen Familie Gans an der Bocholter Straße in Borken. Im Zuge der Unterbringung der drei Söhne Karl, Manfred und Theo Gans im sicheren Exil in Palästina und England und der Flucht der Eltern Moritz und Else Gans in die Niederlande war das Wohnhaus von den nationalsozialistischen Behörden 1939 enteignet und der Geheimen Staatspolizei zur Verfügung gestellt worden. Indem das 208. Detachment Military Government der Briten gegen Ende April 1945 nun in das ehemalige Quartier der übelsten Verfolgungsinstanz des NS-Staates einzog, machte sie für jedermann augenfällig, dass die militärische Besetzung Hitler-Deutschlands zugleich die Befreiung von einer beispiellosen Gewaltherrschaft bedeutete, die anders nicht herbeizuführen gewesen war.

Wie die meisten Nachbarstädte war Borken im Stadtkern weitgehend zerstört. Mühsam wurde in diesen ersten Wochen unter großem britischen Einsatz die Ernährung und Versorgung der Zivilbevölkerung organisiert. Erst 1951/52 konnte man vorläufig bilanzieren, dass allein für die Kernstadt Borken 406 gefallene und 158 vermisste Wehrmachtssoldaten zu beklagen waren, darunter so manche ehemalige Schulkameraden von Manfred Gans, der in englischem Exil der britischen Armee beigetreten und seit 1944 an der Befreiung von Frankreich und den Niederlanden beteiligt gewesen war. Wenige Tage nach Kriegsende hatte er nach einer couragierten dreitägigen Fahrt seine aus Holland deportierten Eltern lebend im KZ Theresienstadt angetroffen und deren baldige Rückholung bewirkt. Zeitweise war er kurz darauf gar als Besatzungssoldat in Borken selbst stationiert und stellte seinen ehemaligen nazistischen Biologielehrer zur Rede, der ihn nun um einen „Persilschein“ gebeten hatte.

Der Film „Eine Reise in die Vergangenheit“ ist wegen der Corona-Epidemie derzeit kostenlos auf der Internetseite des LWL-Medienzentrums www.lwl-medienzentrum.de herunterzuladen. (pd/kre)

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