„Arbeit schadet nicht“

HALLO-Redakteurin Verena Rickert hat mit der Vollblutwirtin Wilma Hülsdünker über ihr arbeitsreiches Leben gesprochen.

Borken. „Wilma Hülsdünker ist einfach besonders freundlich, sehr warmherzig und immer gut informiert – eine echte Institution für Borken“, bringt es Dr. Ralf Wetter auf den Punkt. Der Ramsdorfer gehört zu einem der zahlreichen Stammgäste, die man seit Jahren regelmäßig im Gasthof Hülsdünker antrifft. Seit über 56 Jahren steht hier Inhaberin Wilma Hülsdünker hinter der Theke, und denkt auch kurz vor ihrem 80. Geburtstag Anfang November dieses Jahres noch lange nicht ans Aufhören: „Solange Gott mir die Kraft gibt, mache ich weiter“, betont die Vollblutwirtin und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Ich fühle mich sowieso noch nicht so alt, vom Kopf her eher wie 20.“

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Vom Herd ins Krankenhaus

Ihr ganzes Leben lang hat Wilma Hülsdünker gearbeitet – was ihr nach eigenen Angaben „ganz bestimmt nicht geschadet hat, denn ich habe es immer mit Liebe gemacht“, so die Borkenerin. „Selbst zum Kinderkriegen musste man mich vom Herd ins Krankenhaus bringen – da blieb noch nicht einmal die Zeit, die Schürze auszuziehen“, berichtet die gebürtige Gladbeckerin. Zehn Jahre nach ihrer Geburt 1938, erbte ihr Vater, ein Viehhändler, einen Kotten in Heiden, und zog somit nach dem Krieg mit der ganzen Familie aus dem Ruhrgebiet ins Münsterland. Wilma Hülsdünker besuchte eine kaufmännische Schule und hatte anschließend die Möglichkeit, ohne abgeschlossene Lehre als Bürogehilfin bei der Weberei „Lühl und Söhne“ tätig zu sein. Weitere berufliche Erfahrungen sammelte sie zudem unter anderem als Buchhalterin beim Bauunternehmen „Kress“ und beim Modefachgeschäft „Cohausz“ sowie der „Arbeitsgemeinschaft Kasernenbau“. „Beruflich standen mir viele Türen offen, doch da ich eine kranke Mutter hatte, war ich gebunden und konnte diese Chancen leider nicht ergreifen“, so die 79-Jährige.

Liebe auf den ersten Blick

Im Jahre 1961 traf die junge Frau schließlich im Rahmen des Borkener Schützenfestes zum ersten Mal auf Hugo Hülsdünker, der erst kurze Zeit zuvor seine Ehefrau verloren hatte. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt Wilma Hülsdünker. Der Altersunterschied von 23 Jahren sowie die Tatsache, dass sie zu der Zeit ähnlich alt war, wie die vier Kinder aus der ersten Ehe ihres Partners, waren für die damals 22-Jährige kein Thema. Ein Jahr nach ihrem ersten Kennenlernen heiratete das Paar und kümmerte sich fortan gemeinsam um die Gaststätte, die Hugo Hülsdünker als Bäcker und Konditor nach der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg mühevoll zusammen mit seiner ersten Ehefrau Ferdinande Lück wieder aufgebaut hatte. „Gemeinsam besuchten wir einen Kurs des Wirtschaftsförderverbandes, bei dem ich zum ersten Mal vom ,Ziegeunerschnitzel‘ hörte“, erinnert sich Wilma Hülsdünker, die die Wirtschaft 1964 durch die Küche ergänzte, und sich nicht nur durch ihr berühmtes Zigeunerschnitzel – von dem an einem Abend schon mal 280 Stück über die Theke gingen – einen Namen gemacht hat. „Unsere Kundschaft hat sich immer gut benommen, bei Hülsdünker gab es keine Kloppereien“, versichert die Gastronomin. „Auch viele Schüler suchten nach Schulschluss die Schankwirtschaft auf, um eine Cola zu trinken oder eine Pommes zu essen. Natürlich, nachdem sie unter den strengen Augen von Hugo zuvor die Fahrräder ordentlich im Hof sowie die Schulranzen neben den Bänken abgestellt hatten – Ordnung muss schließlich sein“, schildert Wilma Hülsdünker.

Hugo und Wilma Hülsdünker führten eine liebevolle Ehe. Foto: Privat

Ein wahrer Geheimtipp

Auch die Fremdenzimmer bei Hülsdünker wurden schnell zu einem Geheimtipp, vor allem auch aufgrund des üppigen Frühstückes, für das nach wie vor Gäste aus Nah und Fern das Gasthaus an der Ecke Brinkstraße/Heilig-Geist-Straße in Borken aufsuchen. Und natürlich für ein Pläuschchen mit Wilma Hülsdünker, die tagtäglich – bis auf wenige Tage Urlaub im Jahr – in ihrem Lokal anzutreffen ist. Seit dem Tode ihres Mannes im Jahre 1995 führt Wilma Hülsdünker den Gasthof alleine, erhält dabei jedoch tatkräftige Unterstützung von ihren Mitarbeitern, die allesamt schon seit mindestens 22 Jahren bei Hülsdünker angestellt sind. Darunter auch ihre Enkeltochter Laura. „Doch ob sie den Betrieb irgendwann weiterführen wird, steht noch in den Sternen“, hofft Wilma Hülsdünker, dass der Gasthof als einer der letzten richtigen „Bierkneipen“ von Borken noch viele Jahre bestehen bleibt. (vr)

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