An die Leine!

Fliegerberg: Gutachten belegt Zauneidechsen-Population

Borken. Josef Feldmann, Prokurist des DBU-Naturerbes, hatte es im April bei einem Infoabend zur Nutzung der Naturerbefläche Fliegerberg in Borken angesprochen, jetzt ist es Gewissheit: Ein Gutachten der Biologischen Station Zwillbrock im Auftrag des DBU-Naturerbes bestätigt ein für das Münsterland bemerkenswertes Vorkommen der Zauneidechse, einer stark gefährdeten Art, auf der 204 Hektar großen Fläche der gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Feldmann: „Gerade im Westen am Rand der ehemaligen Landebahn und im Süden auf der als Hundeauslauffläche angedachte Trockenrasenfläche gibt es sehr viele Nachweise.“ Es handele sich noch um einen Zwischenbericht der Gutachter. Nach Vorlage des Endberichtes müssten die weiteren Planungen in Zusammenarbeit mit den naturschutzfachlichen Gremien vorangetrieben werden. Ein freier Hundeauslauf mit erheblichen Beunruhigungen der Zauneidechsen in ihren Lebensräumen sei auf den beiden Teilflächen aber sicher eher fraglich.

- Anzeige -

Im Nutzungskonflikt Vorrang für Naturschutz

Der Natur auf großen Flächen die Chance zu geben, sich ohne das Zutun des Menschen nach eigenen Gesetzmäßigkeiten zu entwickeln, pflegeabhängige Lebensräume zu bewahren und zu optimieren, die Naturerbeflächen treuhänderisch für zukünftige Generationen zu verwalten und unter naturschutzfachlichen Aspekten zu sichern – das sei die Aufgabe des gemeinnützigen DBU-Naturerbes, unterstrich Feldmann. „Wenn naturschutzfachlich keine Einwände bestehen, unterstützen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten aber auch immer unterschiedliche Nutzungsarten auf unseren Flächen“, so Feldmann weiter. Das DBU-Naturerbe arbeite gemeinsam mit umliegenden Kommunen und dem Bundesforst daran, Erholungs- und Freizeitwünsche der Bürger zu erfüllen und mit den Anforderungen des Naturschutzes zu vereinbaren. Aber das Gutachten weise nun doch darauf hin, dass hier im Nutzungskonflikt der Naturschutz Vorrang haben müsse. Die bisherigen Planungen wie Beweidung und Wegführung müssten überdacht werden, um wie vorgesehen die Natur für die Besucher der Fläche auch weiter erlebbar zu machen. Im Süden der Fläche sollte ursprünglich auf zweieinhalb Hektar eine speziell gekennzeichnete Hundefreilaufzone ausgewiesen werden, auf der Hunde in dem ansonsten geschützten Naturschutzgebiet unangeleint auslaufen können sollten, erinnert Feldmann.

Die meisten Zauneidechsen am Rande der ehemaligen Landebahn

Zur Erfassung der Zauneidechsenpopulation waren acht unterschiedlich große Untersuchungsflächen festgelegt worden. Es handelte sich um vier größere Flächen und vier Waldwege mit ihren Randbereichen. Die Erfassung erfolgte nach einer speziellen Methode des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, mit der Populationen untereinander vergleichbar sind. Die meisten Zauneidechsen hätten am Rande der ehemaligen Landebahn registriert werden können. Auch auf der als Hundeauslauffläche im Süden angedachten Trockenrasenfläche seien Tiere festgestellt worden. Feldmann: „Unter Berücksichtigung der geringen Größe dieser Fläche sogar in bemerkenswertem Ausmaß.“

Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten

Als westlicher Ausläufer der Hohen Mark ist die Naturerbefläche Borken durch eine traditionelle Sandlandschaft geprägt. Auf den offenen Magerrasen und Binnendünen mit Heide und lichten Wäldern finden viele gefährdete und zum Teil hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten Rückzugsräume. Derartige Lebensräume sind in intensiv bewirtschafteten und vom Menschen überbauten Gebieten kaum noch zu finden und können nur durch naturschutzgerechte Pflege und Nutzung erhalten bleiben. Um dieser besonderen Bedeutung Rechnung zu tragen, wurde das Naturschutzgebiet (NSG) „Hombornquelle“ vom Landkreis Borken bereits 2009 zum NSG „Lünsberg und Hombornquelle“ erweitert, das mit über 200 Hektar die gesamte Naturerbefläche Borken umfasst.

Naturschutz auf rund 70.000 Hektar ehemaliger Militärfläche

Die DBU-Naturerbefläche Borken ist eine von 70 Liegenschaften der Stiftungstochter der DBU aus Osnabrück, die die Flächen treuhänderisch für zukünftige Generationen verwaltet und unter naturschutzfachlichen Aspekten sichert. Zurzeit erarbeiten Mitarbeiter der DBU-Tochter in einem Managementplan, dem Naturerbe-Entwicklungsplan, die Maßnahmen für die kommenden zehn Jahre und stimmen sie vor Ort ab. Insgesamt hat sie rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern vor allem ehemals militärisch genutzte Flächen vom Bund übernommen. Auf den Flächen sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten bleiben. (dbu)

Weitere Artikel

[td_block_15]