BORKEN. Mit 15 Prozent Einsparung beim Gasverbrauch will EU-Präsidentin Ursula von der Leyen dem drohenden Szenarium begegnen, wonach Russland im Winter kein Gas mehr nach Europa liefern könnte. Die Stadt Borken legt die doppelte Prozentzahl als Maßstab an, um eine lokale Antwort auf die Energiekrise zu geben. 30 Prozent Energieeinsparung ist das Ziel. Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing, ihr 1. Beigeordneter Norbert Nießing und Stadtwerke-Chef Ron Kesseler stellten gestern Abend (21. Juli) im Rathaus ein Konzept vor, das konkrete Einsparungen, einen Appell an die Wirtschaft und die Einführung von Klimamonaten ab September vorsieht.
„Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte Borkens Bürgermeisterin bei der Vorstellung der Vorhaben. Dazu gehört etwa die Absenkung der Bürotemperaturen auf maximal 19 Grad in allen öffentlichen Gebäuden. Der historische und schlecht gedämmte Teil des Rathauses könnte zeitweise sogar komplett außer Betrieb genommen werden, so Norbert Nießing. Die Klimatisierung der Gebäude wird gedrosselt, die Beleuchtung von Gebäuden, Plätzen und Straßen soll auf das sicherheitsrelevante Maß gedimmt werden. Die weitere Umrüstung auf LED, die Installation bereits geförderter Solaranlagen, der Verzicht auf fossile Brennträger bei Neu- und Umbau, die Reduktion von technischen Geräten wie Druckern etc. – die Stadt hat eine lange Liste an Einsparmöglichkeiten erarbeitet.
Auch in den Bädern wird angesetzt. Die Wassertemperatur drinnen werde nicht weiter abgesenkt. Draußen aber soll weniger verheizt werden, das Außenbecken im Aquarius wurde bereits von Wasserkreisläufen innen abgetrennt. Beckenabdeckungen nachts sollen helfen, Wärmeverluste zu vermeiden. Eine weniger frequentierte Innensauna soll abgestellt werden. „Das allein spart in zwei Wochen so viel Energie ein, wie ein Einfamilienhaus im Jahr benötigt“, erklärte Ron Keßeler. In den übrigen Saunen werde die Temperatur leicht reduziert.
Stadt und Stadtwerke suchen beim Thema Energiesparen den Schulterschluss mit Bürgerschaft und Unternehmen. In Kürze gehe zur Vorbereitung auf die Gasmangellage ein Brief an alle Betriebe mit dem Appell, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. „Wir wollen durch frühzeitiges Handeln spätere Eingriffe in betriebliche Abläufe vermeiden. Aktuell sehen wir noch keine Minderverbräuche“m erklärte Ron Keßeler. Jeder Gewerbebetrieb unter 1,5 kW/h Gas im Jahr sei genauso wie die Haushalte geschützt. „Wir haben aber auch zwei Firmen in Borken, die bei Gasmangel unter die Hoheit der Bundesnetzagentur fallen“, so der Experte. Fazit: Wird der Gasmangel akut, hat man lokal keine Pfeile mehr im Köcher, um zu reagieren.
Auch die Bürger sind aufgerufen, Energie einzusparen. Auf den Internetseiten der Stadtwerke gibt es dazu ein Bündel an Energiespartipps. Außerdem sollen „Energiesparmonate“ ausgerufen werden. Im September will man das Thema Mobilität besonders in den Blick nehmen. Dazu soll es eine Variante des Stadtradelns geben. Für jeden mit dem Rad zurückgelegten Kilometer spenden die Stadtwerke einen Obolus an die „Borkener Tafel“ und die Aktion „Nachbarn helfen“. (kre)